Projektverlauf Urft und Olef
INTERKOMMUNALE ZUSAMMENARBEIT FÜR EIN GEMEINSAMES HOCHWASSERSCHUTZKONZEPT
Als Konsequenz der Hochwasserkatastrophe 2021 haben der Kreis Euskirchen, die Städte und Gemeinden im Einzugsgebiet von Urft und Olef sowie der Wasserverband Eifel-Rur eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung zur Entwicklung eines flusseinzugsgebietsbezogenen Hochwasserschutzkonzeptes geschlossen. Das Projekt, das durch Landesmittel gefördert wird, hat das klare Ziel, die vielversprechendsten Maßnahmen zu identifizieren, um die Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen von Extremhochwasser in der Region zu verbessern.
Dr. Gerd Demny „Hochwasserschutz ist für ein Gewässer gesamtheitlich, von der Quelle bis zu Mündung, zu betrachten. Daher ist es wichtig und richtig, dass sich die Kommunen gemeinsam mit dem Kreis Euskirchen und dem Wasserband Eifel-Rur zusammengeschlossen haben, um dieses interkommunale Hochwasserschutzkonzept für Urft und Olef gemeinschaftlich zu erarbeiten.“
Wasserverband Eifel-Rur, Dezernent Gewässer und Wasserwirtschaft
Als Mitte Juli 2021 aufgrund eines ausgeprägten Tiefdruckgebiets anhaltende und intensive Regenfälle über dem Westen Deutschlands niedergingen, waren die Folgen bekanntlich gravierend: Das Extremhochwasser, unter anderem im Einzugsgebiet von Urft und Olef, führte zu bisher ungekannten Überschwemmungen. Massive Zerstörungen waren in den projektbeteiligten Gemeinden Blankenheim, Dahlem, Hellenthal, Kall, Nettersheim und der Stadt Schleiden die Folge. Die Angst vor der Wiederkehr eines Hochwasserereignisses ist seither groß, bei Bürgerinnen und Bürgern, der Wirtschaft und beim Einzelhandel.
Für die Projektpartner war klar: Der Wiederaufbau der Städte und Gemeinden muss hochwasserresilient und nachhaltig sein – und die zukünftigen Herausforderungen infolge des Klimawandels berücksichtigen, vor allem in Hinblick auf die Überschwemmungsrisiken durch Hochwasser. Die Projektpartner k kooperieren bei der Entwicklung eines Hochwasserschutzkonzept für das Einzugsgebiet von Urft und Olef mit den Zielen:
- die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen
- durch hochwassersichere Betriebe und Geschäfte die Existenzen und Arbeitsplätze der Menschen zu sichern
- kostenintensive Fehlinvestitionen beim Wiederaufbau zu vermeiden und
- die verschiedenen Interessen von Hochwasserschutz, Ökologie, Stadtbild und Wirtschaft zu berücksichtigen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Die zu treffenden Maßnahmen sind nicht nur technischer Natur, sondern müssen verschiedene Restriktionen und Aspekte betrachten. Daher war klar: Die Erarbeitung der Maßnahmen sowie die Aufstellung des Hochwasserschutzkonzeptes muss interdisziplinär erfolgen.
Neben den beteiligten Projektpartnern sind eine Vielzahl an Fachleuten zu verschiedenen Phasen des Projektes eingebunden: kommunale Fachbüros und Vertreter der Wasserwirtschaft und Naturschutzbehörden des Kreises Euskirchen und der Bezirksregierung Köln, Vertreter der Forst- und Landwirtschaft, die RWTH Aachen und die TH Köln sowie das Hochwasser Kompetenz Centrum (HKC).
Für die Prüfung und Dimensionierung von Hochwasserschutzmaßnahmen bedarf es eines „digitalen Zwillings“. Hierbei wird das Gewässereinzugsgebiet möglichst detailliert und realitätsnah modelltechnisch abgebildet. Da die Erstellung der hydrologischen und hydraulischen Modelle auf Grund der technischen Komplexität sowie der notwendigen Fachexpertise und Grundlagendaten erhebliche Zeit in Anspruch nimmt, haben sich die Projektpartner bereits im Frühjahr 2022 zusammengefunden, um sogenannte „Direktmaßnahmen“ zu erarbeiten.
Direktmaßnahmen
Zur Vorbereitung wurden im Frühjahr 2022 in kommunalen Einzelworkshops erste Maßnahmenideen entwickelt, die dann in einem interdisziplinären Workshop vorgestellt wurden. Um die bestmöglichen Maßnahmen unter der Vielzahl an Ideen zu identifizieren, wurde das Teilnehmerfeld des Workshops sehr breit aufgestellt. Direktmaßnahmen beschreiben hierbei Maßnahmen des Hochwasserschutzes, die ohne eine modelltechnische Betrachtung mit einem digitalen Zwilling erarbeitet und umgesetzt werden können, ohne sich negativ auf Bereiche unterhalb und oberhalb der Maßnahme auszuwirken. Als mögliche Maßnahmen sind hier beispielsweise Gewässeraufweitungen innerhalb von Ortslagen zu nennen. Diese können die Fließgeschwindigkeiten und den Wasserstand lokal senken. Auch Treibgutfallen vor den Ortslagen verbessern die Hochwassersituation lokal, indem Sie das angeschwemmte Treibgut aus den Ortslagen und somit von Brücken und Durchlässen fernhalten, um einen ungestörten Abfluss zu gewährleisten.
Beispiele der identifizierten Direktmaßnahmen können Sie der Projektübersicht entnehmen. Eine Aufstellung aller Direktmaßnahmen finden Sie in der Übersichtskarte.
Weitere vorbereitende Arbeiten
Für die Erarbeitung des Hochwasserschutzkonzeptes an Urft und Olef wurden Landesfördermittel akquiriert. Hierzu wurde mit Beginn der Kooperationsvereinbarung – in Abstimmung mit allen Projektpartnern – ein Förderantrag ausgearbeitet. Der förderunschädliche Maßnahmenbeginn wurde Ende 2023 seitens der Bezirksregierung Köln erteilt.
Um die Zeit während des Antragsverfahrens bereits sinnvoll zu nutzen, konnten im Rahmen einer bestehenden Kooperation zwischen der Bezirksregierung Köln und dem Wasserverband Eifel-Rur zur Erstellung von Hochwassergefahrenkarten bereits grundlegende Arbeiten für die später zu erarbeitenden Modelle durchgeführt werden.
Zur Vorbereitung der durch das Land zu aktualisierenden Hochwasserstatistiken wurden beispielsweise Pegelmodelle an den Pegeln Schleiden-Gemünd (Urft), Kall-Sportplatz (Urft) und Schleiden (Olef) erstellt. Zudem wurden die betroffenen Gewässer für die Erstellung des digitalen Zwillings der Risikogewässer mittels Befliegung und terrestrischer Nachvermessung neu erfasst, um die Gewässersituation nach der Hochwasserkatastrophe 2021 aufzunehmen und diese in die neu zu erstellenden Hydraulikmodelle sowie in die zu aktualisierenden Hochwassergefahrenkarten der Bezirksregierung Köln korrekt einzuarbeiten.