Ausblick Urft und Olef
INTEGRALES HOCHWASSERSCHUTZKONZEPT
Ziel des Hochwasserschutzkonzeptes ist es, Projekte und Einzelmaßnahmen zu entwickeln, die die Hochwasserresilienz und den Hochwasserschutz aller Anlieger an Urft und Olef verbessern. Hierzu bedarf es einer interkommunalen und interdisziplinären Zusammenarbeit, um alle Teilaspekte der Konzeptionierung betrachten zu können.
Die Erarbeitung eines Hochwasserschutzkonzeptes ist ein komplexer Prozess, der sich in mehrere Arbeitsschritte gliedern lässt. Zu Beginn der Konzepterstellung steht die Ermittlung von Grundlagendaten, auf Basis derer die hydrologischen und hydraulischen Modelle erstellt werden können. Parallel zur Modellerstellung können bereits Maßnahmenideen entwickelt werden, die im späteren Verlauf in die Modelle einzuarbeiten sind, um sie hinsichtlich Ihrer Wirksamkeit zu prüfen. Als Ergebnis der gesamten Bearbeitung ergibt sich dann eine Vorzugsvariante als abgestimmte Kombination wirksamer und umsetzbarer Hochwasserschutzmaßnahmen und Kosten-Nutzen-Erwägungen: Das Hochwasserschutzkonzept.
Dr. Gerd Demny „Hochwasserschutz ist für ein Gewässer gesamtheitlich, von der Quelle bis zu Mündung, zu betrachten. Daher ist es wichtig und richtig, dass sich die Kommunen gemeinsam mit dem Kreis Euskirchen und dem Wasserband Eifel-Rur zusammengeschlossen haben, um dieses interkommunale Hochwasserschutzkonzept für Urft und Olef gemeinschaftlich zu erarbeiten.“
Wasserverband Eifel-Rur, Dezernent Gewässer und Wasserwirtschaft
Ermittlung von Grundlagendaten
Die im Rahmen des Hochwasserschutzkonzeptes zu erarbeitenden Modelle fungieren als „digitaler Zwilling“ der Realität. Das bedeutet im Umkehrschluss: Je aktueller und genauer die Grundlagendaten sind, desto besser können die Modelle die Realität abbilden.
Um dies bestmöglich zu gewährleisten wurden bereits im Vorfeld zur eigentlichen Modellerstellung Grundlagendaten erarbeitet. Darunter die Aktualisierung der Siedlungsentwässerung aller relevanten Kläranlageneinzugsgebiete. Zudem erfolgte die Neuvermessung der relevanten Gewässer im Rahmen der Kooperationsvereinbarung zwischen der Bezirksregierung Köln und dem Wasserverband Eifel-Rur im Frühjahr 2023, als Grundlage für die Hydraulikmodelle. Des Weiteren wurden die Pegelmodelle, die an den Pegelstandorten den Bezug zwischen gemessenem Wasserstand und Abfluss herstellen, als Vorleistung für die Aktualisierung der Hochwasserstatistik in Zusammenarbeit zwischen der Bezirksregierung Köln und dem Wasserverband Eifel-Rur erarbeitet.
Hydraulische und hydrologische Modellierung
Mit Erteilung des förderunschädlichen Maßnahmenbeginns Ende 2023 erfolgte die Ausschreibung für die Erstellung des digitalen Zwillings im Rahmen des Hochwasserschutzkonzeptes an Urft und Olef. Der digitale Zwilling besteht dabei aus 2 Modellen: Ein hydrologisches Modell liefert den Gebietsabfluss, der in das Gewässer gelangt, ein hydraulisches Modell errechnet aus den Abflüssen im Gewässer Wassertiefen, Fließgeschwindigkeiten und überschwemmte Flächen. Der Zuschlag zur Projektbearbeitung konnte im Juli 2024 erteilt werden, sodass sich die notwendigen Modelle zum momentanen Zeitpunkt in der Bearbeitung befinden und zu einem großen Teil Anfang 2025 bereitstehen sollen
Anhand der Modelle können die jeweiligen Maßnahmenideen und deren Kombinationen bemessen und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit geprüft werden. In den hydrologischen Modelle kann bspw. die Wirkung von Hochwasserrückhaltungen auf die Abflüsse getestet werden. In Hydraulikmodellen wiederum kann die Wirkung von Ufermauern und Deichen und die Veränderungen der Wasserstände und Überschwemmungsgebiete aufgrund der modellierten Maßnahmen ermittelt werden. Nicht alle Maßnahmen müssen oder können modelliert werden, so steht der Nutzen von Maßnahmen wie Totholzfängern außer Frage.
Maßnahmenidentifikation
Um Maßnahmen in den hydraulischen und hydrologischen Modellen berechnen zu können, müssen diese im Vorfeld identifiziert werden. Die Erarbeitung von Maßnahmenideen erfolgt parallel zur Erstellung des digitalen Zwillings.
Zur ersten Sammlung von Maßnahmenideen fanden in den betreffenden Kommunen Workshops zur Maßnahmenfindung statt. Neben den Projektpartnern wurden – auf Grund ihrer Lokalexpertise und Einzugsgebietskenntnis – bei der Durchführung der kommunalen Workshops zusätzlich die Ingenieurbüros C+K Gotthardt & Knipper mbH, PE Becker GmbH und PBK Manderfeld sowie DIE GEWÄSSEREXPERTEN! eingebunden. Die identifizierten Maßnahmenideen wurden dann in einem gesamtheitlichen Workshop externen Fachexperten vorgestellt und mit diesen vorabgestimmt. Die Machbarkeitsprüfung und die modellgestützte Wirksamkeitsanalyse der Maßnahmen sind noch ausstehend, da der digitale Zwilling dafür bereitstehen muss.
Hochwasserschutzkonzept
Im Rahmen der Machbarkeitsprüfungen und Wirkungsanalysen werden potenzielle Einzelmaßnahmen oder Maßnahmenkombinationen wie Mauern, Deiche, Hochwasserrückhaltebecken, Umfluter etc. modelltechnisch abgebildet. Die Ergebnisse werden bewertet und einer Kosten-Nutzen-Betrachtung unterzogen. Die zielführendsten Maßnahmen werden daraufhin als Vorzugsvariante zusammengestellt und bilden das Hochwasserschutzkonzept.
Gefahr für Anwohner verringern
Sicher ist: Mit den entwickelten Maßnahmen wird die Verbesserung der Hochwasserresilienz und zusätzlicher Hochwasserschutz grundsätzlich erreicht. Und auch wenn Extremereignisse wie im Juli 2021 weiterhin technisch kaum beherrschbar sein werden: Die Umsetzung des Masterplans mit seinen zahlreichen Maßnahmen wird die Gefahr für die Anliegerinnen und Anlieger der Gewässer – auch in zweiter oder dritter Reihe der Ortslagen – im Einzugsgebiet von Urft und Olef reduzieren und das Ausmaß der Schäden bei Hochwasserereignissen verringern.